Die Korkeiche (Quercus suber) ist ein immergrüner Laubbaum des westlichen Mittelmeerraums aus der Gattung der Eichen (Quercus). Sie erträgt Dürre und stellt geringe Ansprüche an die Bodenbeschaffenheit. In Mitteleuropa ist sie nicht winterhart. Namensgebend sind die mächtigen Korkschichten des Stammes, die zur Korkgewinnung genutzt werden. Ein einzelner Baum kann während seines Lebens 100 bis 200 Kilogramm Kork liefern. Korkeichenwälder bilden die Heimat einer grossen Zahl an Tier- und Pflanzenarten. Da Kork als Flaschenverschluss zunehmend durch andere Materialien ersetzt wird, sind diese Wälder als Bestandteil der Kulturlandschaft gefährdet und damit auch Tierarten wie der Pardelluchs vom Aussterben bedroht.

Beschreibung

Korkeichen sind immergrüne Bäume. Sie erreichen eine durchschnittliche Höhe von 10 bis 20 Metern und können in seltenen Fällen bis 25 Meter hoch werden. Der Stammdurchmesser (BHD) liegt bei 50 bis 90 Zentimetern. Die Art bildet eine dichte und asymmetrische, in einer Höhe von zwei bis drei Metern ansetzende Krone, die sich bei freistehenden Bäumen weit ausbreitet. Die Krone kann sich in mehrere voneinander abgesetzte, rundliche Teilkronen gliedern. Charakteristisch für die Korkeiche sind die dicken, längsrissigen Korkschichten der graubraunen Stammborke. Das Kambium der bei jungen Bäumen glatten Rinde bildet sehr früh eine Korkschicht, die drei bis fünf Zentimeter dick werden kann. Das leichte und schwammige Korkgewebe zeigt senkrechte Risse und ist an der Aussenseite weiss, an der Innenseite rot bis rotbraun. Nach der Ernte des Korkes erscheint der Stamm rotbraun, später jedoch deutlich dunkler. Das Holz ist ringporig, hat ein braunes Kernholz und ein hellrötliches Splintholz. Die Korkeiche entwickelt eine Pfahlwurzel, die eine Tiefe von ein bis zwei Metern erreicht, und von der mehrere Meter lange, horizontal verlaufende Seitenwurzeln ausgehen. Die Bäume werden über 400 Jahre alt, beerntete Exemplare werden 150 bis 200 Jahre alt.

Blätter und Zweige

Die ledrigen Blätter sind wechselständig und werden 3 bis 5 Zentimeter lang und 1,5 bis 4 Zentimeter breit. Die Form variiert zwischen rundlich, oval und lanzettförmig -oval. Die Blattspreite hat an beiden Rändern fünf bis sieben scharfe Zähne und einen zugespitzten Vegetationskegel (Apex). Die Mittelrippe tritt an der Blattunterseite deutlich hervor, die Seitennerven erster Ordnung führen meist zu den Zähnen des Blattrandes. Die Blattoberseite ist hellgrün, die Blattunterseite weisslich und dicht behaart. Bei jungen Bäumen fehlt die Behaarung. Die Blattstiele werden 6 bis 18 Millimeter lang und sind ebenfalls behaart. Am Grund des Blattstiels stehen zwei schmal lanzettliche, fünf Millimeter lange und leuchtend rote Nebenblätter, die im ersten Jahr abfallen. Die neuen Blätter erscheinen in den Monaten April und Mai, in denen auch ältere Blätter abgestossen werden. Sie bleiben meist zwei bis drei Jahre am Baum, seltener nur ein Jahr, letzteres besonders bei strengen Umweltbedingungen und an der Nordgrenze des Verbreitungsgebiets. Extrem kalte Winter können auch zur völligen Entlaubung führen. Die jungen Zweige sind dicht hellgrau oder weisslich behaart. Ältere Äste sind kräftig und knotig. Ältere Bäume bilden nur noch kurze Triebe mit Längen zwischen 7 und 15 Zentimeter.

Blüten und Früchte

Die Korkeiche ist einhäusig, es treten sowohl weibliche als auch männliche Blüten an einer Pflanze auf. Die weiblichen Blüten bilden aufrechte Blütenstände in den Blattachseln junger Triebe. Diese werden aus einer 5 bis 30 Millimeter langen, behaarten Achse mit zwei bis fünf getrennten Blüten gebildet. Die Blüten bestehen aus einer kleinen, behaarten, vier- bis sechs-zipfeligen Blütenhülle und drei bis vier Griffeln. Die männlichen Blütenkätzchen entstehen ebenfalls an den Blattachseln junger Triebe. Sie sind zu Beginn leuchtend rot und stehen aufrecht, ältere Kätzchen sind gelb und hängend, vier bis sieben Zentimeter lang und haben eine weisslich behaarte Achse. Die Einzelblüten sind ungestielt und haben eine aussen dicht behaarte Blütenhülle, die beim Öffnen rot gefärbt ist. Die vier bis sechs Staubblätter sind weisslich mit gelben, eiförmigen Staubbeuteln. Sie sind länger als die Hüllblätter. Die Fruchtstände werden 0,5 bis 4 Zentimeter lang und tragen zwei bis acht Eicheln. Die Früchte werden etwa zur Hälfte durch den Fruchtbecher (Cupula) eingeschlossen, die Fruchtbecher haben Durchmesser von 2 bis 2,5 Zentimeter. Die oberen Schuppen der Cupula sind grau und behaart, bei der Unterart Quercus suber occidentalis liegen die Schuppen eng beieinander oder sind verwachsen. Die Grösse der Eicheln variiert zwischen Längen von 2 bis 4,5 Zentimeter und Durchmessern von 1 bis 1,8 Zentimeter. Das Fruchtgehäuse (Perikarp) ist kahl, glatt und glänzend bräunlich rot. Das Hilum (die Ansatzstelle des Samens) ist konvex und hat einen Durchmesser von sechs bis acht Millimeter.

Verbreitung und Standortansprüche

Das Verbreitungsgebiet der Korkeiche ist der Raum um das westliche Mittelmeerbecken. In Portugal bedecken natürliche und angepflanzte Bestände ein Gebiet von 750.000 Hektar. Natürliche Bestände der Nominatform gibt es in Höhenlagen zwischen 150 und 300 Meter über NN, die Unterart occidentalis findet man entlang der atlantischen Küste. In Spanien bleiben die Vorkommen meist unter 600 Höhenmeter, erreichen aber selten auch Höhen von 1200 Meter. In Zentralspanien sind Korkeichen selten. In Italien findet man natürliche Vorkommen entlang des Tyrrhenischen Meeres und im östlichen Apulien an der Adria. Ebenfalls an der Adria gibt es die Korkeiche an der dalmatinischen Küste. Auf Sardinien ist sie einer der häufigsten Waldbäume. Natürliche und vom Menschen geschaffene Vorkommen existieren in Afrika an der Mittelmeerküste von Tunesien, Algerien und Marokko und in Höhenlagen bis 1000 Meter, am hohen Atlas bis 2000 Meter. Ausserhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets wird die Korkeiche auf der Krim, im Kaukasus, in Indien und im Südwesten der USA kultiviert. Die Unterart Quercus suber occidentalis gedeiht auch in milden Gegenden Englands. Die Art ist sehr lichtbedürftig und kann in dichten Beständen nicht überleben. Sie ist wärmeliebend, wächst bei Jahresmitteltemperaturen von 13 bis 17 °C und erträgt Maximaltemperaturen bis 40 °C. Im Verbreitungsgebiet fällt die Temperatur nur selten unter den Gefrierpunkt, es werden aber Temperaturen bis zu -5 °C ohne Schäden und bis -10 °C ohne grosse Schäden ertragen. Die Korkeiche ist in Mitteleuropa nicht winterhart. Sie erträgt Dürre und überdauert sommerliche Trockenperioden durch die Reduzierung des Stoffwechsels. Eine jährliche Niederschlagsmenge von 500 bis 700 Millimeter gilt als optimal, an kühleren Standorten können bei ausreichender Luftfeuchte 400 bis 450 Millimeter ausreichen. Korkeichen stellen geringe Bodenansprüche und wachsen auch auf mageren, trockenen oder felsigen Standorten. Sie gedeihen kaum auf kalkhaltigen Böden, man findet sie jedoch häufig auf kristallinen Schiefern, auf Gneis, Granit und Sanden. Der Säuregrad des Bodens sollte zwischen pH-Werten von 4,5 und 7 liegen.