Abd al-Aziz *1880; ☪1943 (arabisch: عبد العزيز بن الحسن) war Sultan der Alawiden in Marokko von 1894 bis 1908.
Als Sohn des Alawidensultans Mulay al-Hassan I. (1873–1894) bestieg Abd al-Aziz 1894 mit 14 Jahren den Thron. Wegen seiner Minderjährigkeit führte zunächst Ba Ahmad die Regentschaft. Dieser festigte die Kontrolle über die Stämme des Landes und schlug mehrere Revolten nieder. Ausserdem widersetzte er sich dem Druck der Europäer betreffs eines Ausbaus der Infrastruktur, der eine wirtschaftliche Durchdringung des Landes durch die europäischen Mächte erheblich erleichtert hätten.
Nach dem Tod von Ba Ahmad übernahm Abd al-Aziz 1901 persönlich die Regierung. Als Bewunderer der Europäer öffnete er das Land deren Einfluss. Er versuchte Reformen in der Verwaltung und im Steuersystem durchzusetzen. Durch seine Missachtung alter Traditionen griff er aber in alte Rechte verschiedener Bevölkerungsgruppen ein, was mehrere Revolten provozierte. Ausserdem wurde der Finanzhaushalt Marokkos, der bisher leidlich geordnet war, völlig zerrüttet. Dies zwang Abd al-Aziz zur Aufnahme drückender französischer Anleihen, was den Einfluss Frankreichs erheblich stärkte.
Die Unabhängigkeit Marokkos wurde auch dadurch bedroht, dass Frankreich und Britannien 1904 ihre Interessenkonflikte in Marokko und Ägypten klärten und Frankreich nun freie Hand in Marokko bekam. Diesem wachsenden französischen Einfluss versuchte der deutsche Kaiser Wilhelm II. durch seinen Besuch in Tanger entgegenzuwirken. Die dadurch ausgelöste 1. Marokkokrise (1905–1906) führte zunächst zur Bestätigung der marokkanischen Unabhängigkeit. Auf Grund der zunehmenden Unruhen und Revolten im Land erhob sich 1907 Mulay Abd al-Hafiz in Marrakesch und zwang 1908 seinen Bruder Abd al-Aziz zur Abdankung. Abd al-Aziz zog sich unter dem Schutz europäischer Diplomaten nach Tanger zurück, wo er den Rest seines Lebens verbrachte.