Mulay al-Hassan I. (arabisch: مولاي الحسن الأول) geboren 1836, gestorben 7. Juni in Marrakesch, war von 1873 bis 1894 Sultan der Alawiden
Nachdem Mulay al-Hassan I. als Sohn des Alawidensultans Sidi Muhammad IV. (1859-1873) die Herrschaft übernommen hatte, versuchte er die Verwaltung zu zentralisieren und die Stämme verstärkt der staatlichen Kontrolle zu unterstellen. Zwar gelang die Modernisierung der Armee, doch konnten die anderen Reformen wegen des Widerstands der Stämme nur teilweise durchgesetzt werden. Grund für die eingeschränkte Handlungsfähigkeit des Staates war sicher auch die restriktive Finanzpolitik, mit der Mulay al-Hassan I. eine Überschuldung Marokkos zu verhindern suchte. Dies hätte sonst dem ausländischen Einfluss Tür und Tor geöffnet, was zu dieser Zeit an der europäischen Finanzkontrolle über Ägypten und Tunesien ersichtlich wurde.
Al-Hassan I. gelang es, die zunehmenden Begehrlichkeiten europäischer Mächte an Marokko abzuwehren. So wurde in der Konferenz von Madrid 1880 die Unabhängigkeit des Landes gegen die Gewährung der Meistbegünstigung an 13 Staaten garantiert. Dennoch versuchten in der Folgezeit Frankreich und Grossbritannien ihr Protektorat über Marokko zu errichten, scheiterten aber am Widerstand der anderen europäischen Mächte. Mulay al-Hassan starb 1894 plötzlich bei einer Polizeiaktion gegen unbotmässige Stämme im Atlasgebirge. Nachfolger wurde sein Sohn Abd al-Aziz (1894-1908).