Abu Muhammad Abd al Haqq II. Ibn Utman; geboren 1420, verstorben 1465; arabisch: أبو محمد عبد الحق بن عثمان, war ab 1421 Sultan der Meriniden in Marokko.
Abu Muhammad Abd al Haqq II. Ibn Utman wurde von den Wattasidenwesiren nach der Ermordung seines Vaters Abu Said Uthman III. (1398–1421) im Alter von einem Jahr zum Herrscher erhoben. In der Folgezeit überlebte er die andauernden Machtkämpfe zwischen den Wesiren und Statthaltern der Wattasiden.
1458 versuchte Abu Muhammad Abd al Haqq II. Ibn Utman sich der Vorherrschaft der Wattasiden zu entledigen, indem er den gesamten Clan umbringen liess. Diesem Massaker entkamen nur zwei Brüder, u. a. Muhammad asch-Schaich al-Mahdi. In der Folgezeit versuchte Abu Muhammad Abd al Haqq II. Ibn Utman den grossen Einfluss der Marabuts und der religiösen Bruderschaften einzudämmen, indem er die Scherifen förderte, besonders die Nachfahren der Idrisiden. So dürfte es kein Zufall sein, dass 1437 das Grab von Idris II. in Fès entdeckt wurde, welches sich bald zu einem bedeutenden Wallfahrtsort entwickelte.
Als Abu Muhammad Abd al Haqq II. Ibn Utman wegen finanzieller Probleme die Steuerfreiheit von Marabuts und religiösen Bruderschaften aufheben wollte, führte dies zu verstärktem Widerstand gegen den „gottlosen“ Herrscher. Während er 1465 gerade die Portugiesen bei Ceuta bekämpfte, kam es in Fès zu einem Umsturz, bei dem der Idriside Muhammad Ibn al-Imrami al-Dschudi zum Imam ausgerufen wurde. Abu Muhammad Abd al Haqq II. Ibn Utman fiel beim Versuch, den Aufstand in Fès niederzuschlagen.
Die folgenden Machtkämpfe führten allerdings nicht zu einer Restauration der Dynastie der Idrisiden. Letztlich konnten sich die Wattasiden unter Muhammad asch-Schaich al-Mahdi (1465–1505) durchsetzen.