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Allgemeine Infos

Rabat, arabisch: الرباط, Berber: ⴰⵕⴱⴰⵟ , Koordinaten: 33°58'N 6°51'W, ist seit 1956 die Hauptstadt Marokkos mit dem Regierungssitz und der Residenz des Königs; gleichzeitig ist die Stadt Hauptort der Region Rabat-Salé-Kénitra. Rabat liegt an der Atlantikküste am südlichen Ufer des Bou-Regreg gegenüber der Nachbarstadt Salé. Das Ballungsgebiet (Wilaya) Rabat-Salé ist in vier Präfekturen aufgeteilt; die Präfektur Rabat umfasst ein überbautes Gebiet mit dem Verwaltungs- und Geschäftszentrum. Rabat liegt etwa 90 Kilometer auf der Autobahn A3 nordöstlich von Casablanca und 200 Kilometer auf der Autobahn A1 entlang der Küste südlich von Tanger

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Geschichte

1933 wurden die ersten Hominiden-Schädelknochen Nordwestafrikas in der Nähe von Rabat gefunden, die von einem Homo erectus oder wahrscheinlicher von einem etwa 100.000 Jahre alten Homo sapiens stammen, der als Rabat-Hominide bezeichnet wird. Steinwerkzeuge aus der näheren Umgebung deuten auf eine neolithische Besiedlung hin.

Vermutlich ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. besassen die Phönizier einen Hafen am Bou-Regreg. Nachweisbar ist erst der karthagische Siedlungsplatz Sala am südlichen Flussufer aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Dieser Ort wurde während der Herrschaft des römischen Kaisers Claudius (reg. 41–54) erobert. Kaiser Trajan (reg. 98–117) verlieh ihm unter dem Namen Colonia Sala Stadtrechte. Es war die südlichste Stadt der Provinz Mauretania Tingitana, deren Grenze etwa auf einer Linie bis Meknès verlief und die Volubilis mit einschloss. Die Grundmauern der römischen Siedlung sind innerhalb der ummauerten mittelalterlichen Nekropole Chellah am Ostrand des heutigen Stadtzentrums erhalten. Bis zur Ankunft der arabischen Fatimiden scheint es keine durchgängige Besiedelung gegeben zu haben. An der Südseite der Flussmündung errichteten Ende des 10. Jahrhunderts Angehörige der Banu Ifran, eines Berberstammes, der zu den Zanata gehörte, eine islamische Grenzfestung (Ribat) an der Stelle der heutigen Kasbah. Von dieser übernahm die spätere Stadt Rabat ihren Namen. Der befestigte Stützpunkt diente dem Kampf gegen das politisch und religiös verfeindete unabhängige Berberreich der Bargawata, das sich entlang der Atlantikküste von hier bis Safi im Süden erstreckte. Am gegenüberliegenden nördlichen Ufer bestand zu der Zeit bereits ein von Banu Ifran bewohnter Ort namens Salā. Das landeinwärts gelegene Gebiet der Chellah hatte seine Bedeutung verloren.

Der Streit um verschiedene islamische Glaubensrichtungen wurde mit der Eroberung durch das sunnitische Reich der Almoraviden (1061–1147) beendet. Während der Herrschaft des ersten Almohaden-Kalifen Abd al-Mumin wurde der Ribat ab 1150 zu einem befestigten Palast mit einer Wohnstadt (Kasbah des Oudaïas) erweitert. Die frühe islamische Siedlung hatte al-mahdiya geheissen, unter den Almohaden wurde daraus nach dem Begründer dieser religiösen Reformbewegung mahdiyat Ibn Tūmart. Unterhalb des Burghügels legten die strenggläubigen Kämpfer (Mudschaheddin) der Almohaden ein Zeltlager an, wo sie sich vor der Überfahrt zur Iberischen Halbinsel versammelten. Abu Yussuf Yaqub Ibn Yussuf al-Mansur plante, aus der wichtigsten Hafenstadt des sich als Grossmacht gerierenden Reiches auch die Hauptstadt zu machen. Der Vorzug von Rabat war die gegenüber Marrakesch günstigere strategische Lage. Abu Yussuf Yaqub Ibn Yussuf al-Mansur liess die bis heute erhaltenen massiven Umfassungsmauern mit Stadttoren von beeindruckenden Dimensionen errichten. Das von den Mauern umschlossene Gebiet ist so weitläufig, dass es erst im 20. Jahrhundert vollständig überbaut wurde. Zu seinen Leistungen gehört auch die Anlage der Grossen Moschee, deren Minarett, der Hassan-Turm, zum Wahrzeichen der Stadt wurde. Sein Nachfolger liess die Bauarbeiten an der neuen Stadtanlage sogleich einstellen. Die meisten Gebäude blieben unvollendet und das Zentrum des Reiches wurde wegen der Umorientierung auf die neuen innenpolitischen Schwierigkeiten wieder ins Landesinnere nach Marrakesch verlegt.

Ab dem 13. Jahrhundert bestand an der Mündung des Bou-Regreg die Stadt Salé am nördlichen Ufer, die Kasbah des Oudaïas im Süden am Meeresufer und dahinter die beinahe verlassene Stadtanlage von al-Mansur. Von Nordosten kommend eroberten ab der Mitte des 13. Jahrhunderts die Meriniden das Almohadenreich; 1251 dehnten sie ihre Kontrolle bis an den Bou-Regreg aus und besetzten Salé. Für Rabat interessierten sie sich nicht, dagegen bestimmten sie Ende des 13. Jahrhunderts den Ort der ehemaligen römischen Siedlung 300 Meter östlich der almohadischen Stadtmauer zur königlichen Nekropole (Chellah). Ab dem 14. Jahrhundert konzentrierte sich das wirtschaftliche Leben auf den internationalen Seehafen der Nachbarstadt Salé. Der arabische Reisende Johannes Leo Africanus kam im Jahr 1500 durch Rabat und berichtete, dass es nur noch rund 100 bewohnte Häuser gab.
 
Rabat erholte sich erst, als durch die Reconquista aus Spanien vertriebene Mauren (Andalusier) sich in Rabat und Salé niederliessen. Die letzten Mauren waren zwangsweise zum Christentum bekehrte Morisken, die in Massen zwischen 1609 und 1614 in Marokko ankamen. Wie ein zeitgenössischer Historiker schilderte, machten sich die Neuankömmlinge in Salé durch unislamische Verhaltensweisen und Kleidung unbeliebt, weshalb sie auf die andere Flussseite in ein eigenes Stadtviertel von Rabat ziehen mussten. Rache gegen die Spanier liess sie zu erbitterten Kämpfern der 1627 gegründeten Piratenrepublik Bou-Regreg werden. Beide Städte wurden zum Zentrum einer organisierten Piraterie und bildeten gegenüber der im Land herrschenden Saditen-Dynastie ein praktisch unabhängiges Kleinreich. Beiderseits des Flusses waren die Aufgaben verschieden: Der Hafen und die Schiffswerft lagen in Salé, von dort gingen die meisten Handelsaktivitäten und die Piraterie aus. Rabat, das zu dieser Zeit S'lah Dschedid („Neu-Salé“) genannt wurde, übernahm mit der Kasbah und der Medina politische und militärische Kontrollfunktionen.
 
Zwischen den beiden Nachbarstädten kam es dennoch in den folgenden Jahren mehrfach zu Machtkämpfen, die mit Kanonenfeuer über den Fluss ausgetragen wurden. 1637 beendete eine englische Flotte die Belagerung der Andalusier von Salé. Nach einem Gegenangriff auf Rabat im selben Jahr suchten die Andalusier die Unterstützung von Muhammad al-Hajj, einem Sufi-Anführer, dessen Grossvater den Orden der Dila-Bruderschaft gegründet hatte, der bedeutendsten Oppositionsbewegung gegen die Saditen. 1641 eroberten die Dilaiyyas den begehrten Hafen Salé, den Muhammad al-Hajj bis 1651 kontrollierte. Danach übernahm sein in der Kasbah residierender Sohn Abdullah die Herrschaft über den Stadtstaat. 1660 belagerten die Andalusier die Kasbah, bis ein Jahr später Abdullah seine Stellung aufgab. Die unabhängige Republik bestand bis 1668, als der erste alawidische Sultan Mulay ar-Raschid die Stadt einnahm und der Zentralgewalt unterstellte.
 
Im 17. Jahrhundert gab es Zeiten, als bis zu 100 Handelsschiffe aus Europa pro Jahr im Hafen anlegten. Unabhängig davon wurden die Piratenüberfälle gegen Handelsschiffe bis Anfang des 19. Jahrhunderts fortgesetzt, weshalb mehrmals englische und französische Kriegsschiffe die Stadt beschossen. Nach dem Tod des zweiten Alawidensultans Mulay Ismail brachen im Land Unruhen aus, welche die Einheitsherrschaft des Makhzen beendeten. Zwischen Salé und Rabat gab es erneut Gefechte, da beide Städte einen anderen Sohn Ismails im Thronfolgekrieg unterstützten. 1755 wurden grosse Teile der Stadt durch ein Erdbeben zerstört. Zehn Jahre später bombardierten französische Kriegsschiffe Rabat, um gegen die anhaltende Piraterie vorzugehen. Anschliessend erlaubten die Alawiden die Einrichtung eines französischen Konsulats. 1807 wurde die Mellah, ein den Juden zugewiesenes Wohnviertel, eingerichtet. Beendet wurde das Piratenproblem 1829, als die Marine der Österreichischen Monarchie sich für den Verlust eines Handelsschiffes rächte und sämtliche marokkanischen Küstenstädte unter Feuer nahm.
 
Durch wirtschaftliche Krisen im 19. Jahrhundert verarmten die Einwohner von Salé, während sich der bescheidene Seehandel mit Europa und damit das gesamte Geschäftsleben, das um die Verladeanlagen und Zollgebäude entstanden war, auf Rabat konzentrierte. Darüber hinaus schwächten politische Unruhen die Sultansherrschaft. So rebellierten Einwohner von Rabat im September 1845 gegen den vom Sultan eingesetzten Gouverneur und bestimmten ein städtisches Oberhaupt aus ihren Reihen. Bei einer Cholera-Epidemie starben 1854 in Rabat und Salé etwa 6000 Menschen. Der grössere Hafen von Casablanca löste Anfang des 20. Jahrhunderts Rabat als Handelszentrum ab.
Vorhof des Königspalasts
 
Bei der Algeciras-Konferenz vom Januar bis April 1906 wurde die Souveränität des Sultans zwar formell anerkannt, zugleich sollten einige marokkanischen Hafenstädte – einschliesslich Rabat – von der französischen, die anderen von der spanischen Polizei kontrolliert werden. Im August 1907 begann Mulay Abd al-Hafiz mit der Unterstützung einiger Berberstämme gegen seinen Bruder Abd al-Aziz zu rebellieren. Aus Angst um sein Leben flüchtete er nach Rabat in die Obhut der dort stationierten Franzosen. Im Juli 1908 besiegte er mit französischer Unterstützung die Truppen von Abd al-Aziz. Am 5. Januar 1909 wurde al-Hafiz von den Franzosen als neuer Sultan anerkannt. Trotz seiner Abneigung gegen die Europäer aus streng-religiösen Gründen wurde er vom Volk bald als deren Marionette betrachtet. Mulay Abd al-Hafiz unterzeichnete am 30. März 1912 in Fès den Protektoratsvertrag mit den Franzosen. Diese wählten Rabat als Verwaltungshauptstadt Französisch-Marokkos und trafen weitere grundlegende Entscheidungen für die zukünftige Entwicklung: Casablanca sollte als Wirtschaftshauptstadt weiter ausgebaut werden und in Kenitra sollte ein Industriehafen entstehen. Die Aufteilung in eine Investitionszone mit den drei Städten an der Küste und in ein zu vernachlässigendes Binnenland war prägend für die wirtschaftliche Entwicklung Marokkos während der Kolonialzeit. Ihre negativen Auswirkungen wurden auch nach der Unabhängigkeit nur teilweise gemildert.
 
Der erste französische Generalresident Hubert Lyautey besass von 1912 bis 1925 in Rabat seinen Amtssitz, genauso wie der, um den äusseren Anschein eines fortbestehenden Sultanats zu wahren, von den Franzosen eingesetzte Sultan Mulay Yusuf. Während der bis 1956 dauernden Kolonialherrschaft wurden die Strukturen der Altstadt kaum angetastet, dafür entstand ein völlig neues Verwaltungsviertel. Lyautey beauftragte den Stadtplaner Henri Prost (1874–1959), einen Generalentwicklungsplan für fünf grosse marokkanische Städte zu erstellen. Der 1920 präsentierte Entwurf für Rabat sah nach dem üblichen französischen Muster die Anlage von neuen europäischen Stadtteilen getrennt von den traditionellen Vierteln vor. Die Begründung für die Trennung lautete, man wolle den authentischen Charakter der Altstädte bewahren. In der Praxis entstanden nur von Europäern und von der einheimischen Oberschicht bewohnte Viertel, während in den unentwickelten Altstädten die unteren Schichten zurückblieben. Bis 1947 blieb der Plan die einzige Richtschnur für die Stadtentwicklung. Als Konsequenz dieser Aufteilung und der schnell wachsenden Bevölkerung entstanden in den 1920er Jahren die ersten Slumgebiete (bidonvilles), in denen 1947 bereits über 25.000 Einwohner lebten. In der Altstadt verdoppelte sich die Bevölkerungsdichte bis Ende der 1940er Jahre.
 
Nach der Unabhängigkeit blieb Rabat die Hauptstadt des Landes, der Sultanspalast mit seiner bisherigen symbolischen Funktion wurde zum Machtzentrum umgewandelt, in dem auch der heutige König residiert. 

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Rabat ist neben Fès, Meknès und Marrakesch eine der vier Königsstädte Marokkos. Der Name geht auf eine islamische Grenzfestung (Ribat) zurück, die Zanata-Berber im 10. Jahrhundert an der Flussmündung des Bou-Regreg errichteten. Im 12. Jahrhundert liessen die Almohaden den Ribat zu einer befestigten Stadt (Kasbah) erweitern, die bis ins 19. Jahrhundert mit und in Konkurrenz zu Salé eine bedeutende Handelsstadt blieb. Im 17. Jahrhundert sorgten die unabhängige Piratenrepublik Bou-Regreg für eine wirtschaftliche Blütezeit und von der Iberischen Halbinsel zugewanderte Andalusier für ein Bevölkerungswachstum. Mit Beginn des Französischen Protektorats wurde Rabat 1912 Sitz des Generalresidenten. Seit der Jahrtausendwende entsteht am Bou-Regreg das grossangelegte Bab el-Bahr-Projekt, mit dem das bisher unbesiedelte Flussufer zu einem kulturellen Zentrum gemacht werden soll.